Zwischen Lissabon und Sines liegt das kleine Fischerdorf Carrasqueira. Schon nur die Hinfahrt ist ein Erlebnis. Über kleine ungeteerte Wege fand ich nach einigem Suchen und viel Geduld mein Zwischenziel auf dem Weg nach Lissabon. Die Holzstege sind nicht eine offizielle Touristenattraktion, sondern tatsächlich Arbeitsplatz einiger Austern- und Muschelfischer. Entsprechend bescheiden ist auch die Beschilderung im Dorf selbst. Nichts deutet im Dorf auf die wirklich spektakuläre Location hin, welche man schlussendlich antrifft.
Der selbst gezimmerte Kai entstand in den 1950er Jahren aus der Not heraus. Die Boote der Austern- und Muschelfischer lagen bei Ebbe viel zu weit weg vom Land, getrennt durch schlammige Lehmboden. Um die Boote in der Nähe zu haben, bauten die Fischer einen gezeitenfesten Holzsteg. Immer mehr kamen dazu und mittlerweile stehen auch kleine Fischerhütten auf Stelzen. Die Palafitas sind einzigartig in Portugal. Es gibt sie sonst an keinem anderen Ort. Deshalb wollte ich diesen geheimnissvollen Ort unbedingt mit eigenen Augen sehen.
Bei der Anfahrt der Holzstege Palafitas sind mir sofort die älteren Herren aufgefallen. Sie haben sich zum Teil schon mit ihren Mofas aufgemacht in die Mittagspause zu fahren. Ich war überhaupt nicht vorbereitet, was ich vor Ort antreffen werde (ausser den Holzstegen natürlich :-)). Und da stand er. Ein älterer Herr mit diesem Perret auf dem Kopf. Sofort schoss es mir durch den Kopf: „den will ich portraitieren!“
Ich ging also direkt auf den älteren Herrn zu und sprach ihn auf Englisch an. Was natürlich ein hoffnungsloser Fall war. Auch mein zweiter Versuch mit ihm Französisch zu sprechen, scheiterte. Also entschied ich mich dann mit Handzeichen weiterzufahren. Und das klappte prima. „Fotografieren“, ist ja wohl ein Handzeichen das alle verstehen? „Wie viel?“ Das Fingerschnipseln, wie viel du bereit bist zu bezahlen, versteht man auch auf der ganzen Welt… :-). Mein Vorschlag: 10 Euro – seiner 40 Euro. Wir einigten uns dann auf 30 Euro. Jedoch gab mir Carmindo, nachdem wir uns mit Namen vorstellten, zu verstehen, dass er jetzt zuerst Mittagspause mache, und später wieder komme.
Ich war mir nicht ganz sicher, ob Carmindo wieder kommt. Doch er kam tatsächlich nach rund einer Stunde wieder. Das Shooting dauert ca. 10 Minuten. Die „Korrespondenz“ danach rund eine Stunde :-)! Ich habe Carmindo die Bilder gezeigt. Er war so begeistert, dass er einfach nicht locker lies und unbedingt gleich vor Ort Bilder wollte. Ich versuchte ihm zu erklären, dass ich diese nur Digital habe. Auch dies ein ziemlich schwieriges Unterfangen. Ich kommunizierte mit ihm per Übersetzter des Iphones. Es stellte sich heraus, dass Carmindo weder Lesen noch Schreiben kann. Uns half dann eine Dame, welche Portugiesisch und Englisch sprach und sich dann als Dolmetscherin zur Verfügung stellte. Ich werde Carmindo die Bilder ausdrucken und zusenden. Carmindo und die Holzstege und – hütten des Cais de Palafitas da Carrasqueira in Portugal waren auf jeden Fall ein ganz besonderes Highlight, welches ich nie mehr vergessen werde!
4 Comments
Fränzi
7. Juli 2018 at 16:17hoi Remo
sehr idrücklech di nöi blog
der Carmindo gseht sehr hörzlech us
u nes mega abentür zum mitenang ts rede
RemoNeuhaus
8. Juli 2018 at 11:03Liebe Franziska. Herzlichen dank . Carmindo war tatsächlich ein sehr liebenswerter Fischer. Liebe Gruess und einen tollen Sonntag Remo.
Frankie
11. Juli 2018 at 7:57Heee Remo,
Sehr geile Story und hammermässige Bilder. Der Camindo ist aber zumindest ein guter Verhandler 😉 enjoy it.
Herzlichst,
Frankie
RemoNeuhaus
17. Juli 2018 at 13:17Lieber Frankie
Grazie mille für das tolle Kompliment. Freut mich, dass dir mein Blog gefällt. In der Tat; der Carmindo war ein sympathisches Schlitzohr :-).
Liebe Gruess und geniesse Finnland
Remo